In der Nacht des 14. Januar 2024 entschlief Pater Gianfranco Berbenni im Herrn, nachdem er sein ganzes Leben der Berufung zum Priestertum gewidmet hatte, welche er schon als Kind erhielt.
Er war ebenso intelligent wie bescheiden und stellte hohe Anforderungen an sich selbst, die er jedoch nie an andere stellte. Er war sowohl Doktor der Kirchengeschichte als auch ein ausgezeichneter Koch, fachkundig und bodenständig, fleißig und großzügig. Er scheute sich davor, Lob anzunehmen oder sich selbst hervorzuheben, und zog es vor, sich zurückzuhalten. Er hatte die Fähigkeit, mit allen Gesellschaftsschichten in einen positiven Dialog zu treten, und war ein wahrer Gentleman für alle, die sich ihm näherten.
Als Mann mit einer umfassenden und tiefgründigen Kultur, der sowohl zu einer strengen Analyse als auch zu einer aufschlussreichen Synthese fähig war, und als Mann von großer intellektueller Redlichkeit hat er die wissenschaftlichen Errungenschaften verschiedener Disziplinen nie durcheinander gebracht, sondern sie auch dann akzeptiert, wenn sie voneinander abwichen, wobei er sich stets der Notwendigkeit weiterer Untersuchungen bewusst war, selbst wenn diese zu ihrer Entkräftung führen sollten. Er war ein scharfer Beobachter unserer Zeit in den verschiedensten Bereichen und verfügte über ein klares Urteilsvermögen, das er aus seiner Kenntnis der Geschichte bezog.
Als leidenschaftlicher Franziskaner vertiefte er ständig sein Wissen über den heiligen Franziskus, den Franziskanismus und die Kirchengeschichte. Er war ein Theologe mit umfassender Kompetenz, von der Patristik bis zur Fundamentaltheologie und Liturgie.
Er führte die religiösen Erfahrungen der islamischen und der östlichen Welt zusammen und erkannte deren Errungenschaften im Bereich der Spiritualität an.
Seine Liebe zum Herrn Jesus führte ihn zu einem eingehenden Studium des Heiligen Grabtuchs und machte ihn zu einem der zuverlässigsten Gelehrten auf diesem Gebiet. Er war ein anspruchsvoller und begeisterter Musikliebhaber, spielte Klavier und Orgel und war auch in der bildenden Kunst sehr versiert. Durch seinen intelligenten Einsatz der Fotografie hat er eine unschätzbare dokumentarische Quelle geschaffen. Als Computerexperte hat er digitale Aufzeichnungen hinterlassen, die ein Testament seines Lebens und seiner Arbeit sind.
P. Stefano Dubini, Orden der Franziskaner Kapuziner